Kampong Cham  |  26/02/2018  |  34°C

 

ALLES ANDERS.

So scheint es auf den ersten Blick - und doch von den gleichen Wünschen und Träumen getrieben. Nur der Weg dahin könnte unterschiedlicher nicht sein.

Vor genau einer Woche war es soweit. Nach insgesamt 13 Flugstunden, 5 Stunden Zwischenstopp in Singapore, einer Übernachtung in Phnom Penh und fast dreistündiger Autofahrt kam ich hier in Kampong Cham an. Ich kam an, um hier für die Organisation BSDA (Buddhism for Social Development Action) als Berater auf Zeit zu arbeiten.

 

Der Weg zu BSDA führte über EcoSolidar und Manager für Menschen. Schon seit einigen Jahren war ich auf der Suche nach etwas Sinnstiftendem und hatte die Vorstellung irgendwo in Asien ein Projekt zu finden, das ich mit meinem Knowhow unterstützen könnte. Im Mai letzten Jahres besuchte ich dann den Workshop von Manager für Menschen in Frankfurt, um Rahmenbedingungen und Möglichkeiten zu konkretisieren. Danach starteten die Vorbereitungen.

 

Jetzt bin ich tatsächlich hier in Kampong Cham, wohne direkt am Mekong über dem Smile Restaurant und arbeite meistens auch hier im Restaurant. In der ca. 7 km entfernten BSDA Zentrale gibt es nicht wirklich Platz für mich. Das Zimmer, in dem ich wohne, ist ziemlich schlicht und dennoch habe ich mich schnell eingelebt. Selbst das ausschließlich kalte Wasser ist längst schon Alltag geworden. Die Bedeutung scheinbar wichtiger Dinge verändert sich hier unglaublich schnell oder verschiebt sich komplett.

 

Ursprünglich war geplant, dass ich den Marketing- & Salesmanager des Hanchey Eco-Retreats bei der Entwicklung eines Vermarktungskonzeptes für das Resort unterstütze. Bis dato gibt es noch keinen Marketing- & Salesmanager, aber letzen Samstag durfte ich an einem Bewerbungsgespräch teilnehmen und wir haben eine passende Kanditatin gefunden. Eine sehr gut ausgebildete und selbstbewusste junge Frau. Keine Selbstverständlichkeit hier in Kambodscha.

 

Wenn alles gut läuft, wird sie in vier Wochen starten. Bis dahin versuche ich mir einen Gesamtüberblick über das Projekt sowie die Hintergründe zu verschaffen und aktualisiere den vorliegenden Businessplan. Klingt soweit ganz einfach, doch die Arbeitsweise hier unterscheidet sich fundamental von allem, was ich bis dato kennenlernen durfte. Trotz meiner Gelassenheit eine echte Herausforderung.

 

Das gesamte Leben hier scheint einem völlig anderen Ordnungsprinzip zu folgen. Aus der westlichen Perspektive gesehen, erlebt man im ersten Moment Chaos. Wenn man jedoch genauer hinsieht, kann man eine Art von Ordnung erahnen - aber lange noch nicht erkennen. Dieses Prinzip erschliesst sich uns entweder gar nicht oder nur ganz, ganz langsam.

 

Somit ist irgendwie alles anders, aber dann doch auch wieder nicht. Sowohl im Privat- als auch im Berufsleben tauchen hier vergleichbare Diskussionen hinsichtlich Kommunikation, Informationsaustausch, Verantwortlichkeiten oder Entscheidungsfindung auf ... und die Motivationen dahinter sind identisch mit unseren.

 

Trotz aller Herausforderungen finde ich es überaus spannend und ich freue mich hier zu sein. Die Menschen sind unglaublich herzlich und lebensfroh. Sie lieben es zu feiern und zu tanzen - und sie sind verrückt nach Musik. Verrückt nach lauter Musik. Manchmal vielleicht etwas zu laut und manchmal auch unharmonisch, unharmonisch aus meiner westlichen Perspektive. Aber ich habe gelernt: Auch unharmonische Musik ist tanzbar. Anders eben.

 

Erkenntnis der Woche: Alles anders. Alles ist tanzbar.

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Location der Woche:

Mein Arbeitsplatz.

Wie oben beschrieben, arbeite ich meistens hier im Smile Restaurant. Tagsüber ist es ziemlich ruhig und es herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre.


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Essen der Woche:

Mittagessen am Sonntag am Mekong in Phnom Penh.

  • Fischsuppe mit Fischeiern (oben)
  • Gebratenes Hühnchen mit Gemüse (ganz links)
  • Frittierte Fische (mitte)
  • sauer eingelegtes Gemüse (rechts)

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Clip der Woche:

Hier in Kampong Cham wird jeden Abend am Ufer des Mekongs getanzt. Jeder kann mitmachen. Für 1.500 Riel, das sind umgerechnet 30 Cent, ist man mittendrin statt nur dabei.


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Lieblinge der Woche:

Das sind Bee und ihr Sohn Alfred.

Bee ist Senior Projektmanager bei BSDA und hat mich an meinem ersten Tag in Phnom Penh mit dem Auto abgeholt. Eine sehr beeindruckende junge Frau. Ich werde sicherlich noch mehr zu ihr schreiben.


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Bilder der Woche:

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