Kampong Cham | 12/03/2018 | 36°C
SPRECHEN OHNE REDEN.
Geht das? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen reden und sprechen? Spätestens wenn ein Englisch sprechender Mensch und ein ausschließlich Khmer sprechender Mensch aufeinander treffen, kommen diese Fragen auf. Es könnte spannend werden.
Letzte Woche war unaufgeregt. Ich bin mit meinen Aufgaben im kambodschanischen Tempo weitergekommen. Diese Geschwindigkeitsveränderung fällt mir immer noch schwer. Sehr schwer. Irgendwie scheint Langsamkeit für mich anstrengender zu sein als Schnelligkeit. Da habe ich mir den Freitag freigenommen. Freigenommen, um über das Wochenende in die ca. 130 km entfernte Stadt Kratie zu fahren.
Kratie liegt direkt am Mekong in der gleichnamigen Provinz, ist rund 60.000 Einwohner groß und bekannt für die dort in der Nähe lebenden Irrawaddy-Delfine. Da hat mich mein Taucher-Gen wahrscheinlich angetrieben, denn natürlich möchte ich unbedingt zu dem Abschnitt des Mekong, wo diese wundersamen und fast ausgestorben Tiere leben.
Aber erstmal nach Kratie kommen. Reisen ist in Kambodscha nicht ganz so einfach, wie wir es vielleicht gewohnt sind. Mit wenigen Ausnahmen sind die Straßen schlecht und Bahn gibt es keine. Per Flugzeug sind nur die beiden Städte Phnom Penh und Siem Reap erreichbar. Bus oder Motorrad sind somit meine beiden Möglichkeiten. Bedeutet: 4 bis 5 Stunden mit dem Bus oder 2,5 bis 3 Stunden mit dem Motorrad.
Obwohl ich keinen Motorradführerschein habe, d.h. noch niemals zuvor in meinem Leben eine derartige Fahrt unternommen habe, gibt es für mich nur die Variante "Motorrad". Ich freue mich auf dieses Abenteuer und Führerschein hat hier ohnehin so gut wie niemand. Irgendwie werde ich das schon hinbekommen, diesmal natürlich mit Helm.
Es war tatsächlich ein kleines Abenteuer, aber alles hat gut geklappt. Auf dieser Strecke entlang des Mekong hatte ich viele schöne, überraschende und aufregende Momente. Nach über drei Stunden Fahrt bin ich dann endlich in Kratie angekommen. Es war deutlich mehr Verkehr als erwartet, es war alles unterwegs was Räder oder Beine hatte und eine große Baustelle kam noch dazu.
In Kratie hatte ich mir ein Zimmer in einem kleinen Guesthouse gebucht, die "Luxusvariante" mit Klimaanlage und eigenem Bad. Luxus war für mich aber auf keinen Fall die Aircondition, es waren das warme Wasser und die gute Matratze. Wie toll! Vom kalten Wasser habe ich ja schon erzählt, aber ich schlafe die letzten Wochen, und auch noch die nächsten, auf einer dünnen und durchgelegenen Schaumstoff-Matratze. Verrückt, wie anders plötzlich meine Definition von Luxus ausfällt. In diesem Zusammenhang werde ich auch immer wieder gefragt, wie mein Zimmer aussieht und wie ich denn wohne. Das zeige ich euch nächste oder übernächste Woche.
Echt wertvoll ist für mich im Moment jedoch auch, dass ich die Chance habe Irrawaddy-Delfine zu sehen. Das ist unbezahlbar und für mich mehr als großartig. Und was soll ich sagen ... ich habe sie gesehen. So wundervoll. Sie sind wie Wesen aus einer anderen Welt. Am liebsten wäre ich zu Ihnen ins Wasser. Naja, als Taucher hat man derartige Anwandlungen. Es herrschte so eine Ruhe und Stille. Es war magisch. Und das Wasser floss mit einer so unglaublichen Kraft den Mekong hinunter. Wahnsinn.
Magisch war auch, dass Mr. Yern mich mit seinem Tuk-Tuk zu der Stelle brachte, an der die Boote ablegen um zu den Delfinen zu fahren. Mr. Yern sprach kein Wort Englisch und ich kein Khmer, wenn man Bitte und Danke mal nicht berücksichtigt. An der Aussprache muss ich ohnehin noch hart arbeiten. Da gibt es Laute, die gibt es gar nicht. Für uns. Obwohl wir nicht miteinander reden konnte, verstanden wir uns trotzdem irgendwie. Und ein Lächeln hilft immer, überall auf der Welt. Mr. Yern und sein Tuk-Tuk sind deshalb meine Lieblinge der Woche.
In der Tat können fehlende Sprachkenntnisse ein Hindernis sein, doch bis jetzt bin ich auch ohne Khmer gut durchgekommen. An der einen oder anderen Stelle war es schon schwer, aber am Ende hat es erfreulicherweise fast immer geklappt und die Freude war groß. Àkun an alle, die meine Essensbestellungen oder Einkaufswünsche entgegengenommen haben. Etwas zu schaffen machen mir nur noch die Straßen- und Hinweisschilder. Da bin ich echt verloren. Hier geht mein Dank an Google Maps. Dieser kleine blaue, blinkende Punkt - auch offline abseits jeglicher Zivilisation - wie oft hat er mich schon gerettet.
Erkenntnis der Woche: Auch Unaufgeregtheit kann ganz schön aufregend sein.
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Location der Woche:
Eine kleine Bäckerei.
Gleich hier um die Ecke in einer engen kleinen Straße. Sie gehört sicherlich zu den dunkelsten Straßen der Stadt, aber ich mag dieses Gässchen irgendwie besonders. Frühmorgens und spät am Abend duftet es hier ganz verführerisch nach frischen Backwaren.
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Essen der Woche:
Mittagessen am Dienstag im Smile Restaurant in Kampong Cham.
Sehr lecker.
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Clip der Woche:
Ich fuhr also mit Mr. Yern in seinem Tuk-Tuk von Kratie nach Kampi. Eine sehr unruhige Fahrt und nichts für defekte Bandscheiben. Damit ihr euch von den Straßenverhältnissen mal ein Bild machen könnt ...
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Lieblinge der Woche:
Das sind Mr.
Yern und sein Tuk-Tuk.
Mit ihm konnte ich tatsächlich sprechen ohne zu reden. Er hat mich genau dort hingebracht, wohin ich wollte. Danke Mr. Yern.
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Bilder der Woche:
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