Kampong Cham  |  13/04/2018  |  41°C

 

SPONTAN GEPLANT.

Oder geplant spontan? Oder einfach planlose Spontanität? Oder Planlosigkeit? Gibt es eigentlich auch so etwas wie einen spontanen Plan? Widersprechen sich Plan und Spontanität oder ergänzen sie sich vielleicht? Ob geplant oder ungeplant, die kambodschanische Spontanität, so will ich das jetzt mal nennen, katapultiert mich immer wieder aus meiner Komfortzone.

Immer wenn ich denke, meine Komfortzone ist jetzt erstmal groß genug und ich fange an es mir gemütlich zu machen, werde ich mit voller Kraft hinausgeschleudert. Da hilft kein Anschnallen und kein Festhalten. Diese Kraft ist nicht zu bändigen. Ob ich will oder nicht, ich fliege. Manchmal hoch, manchmal weit, manchmal schnell, manchmal langsam, aber stets hinaus. Da hilft mir auch mein Sturzhelm nicht. Was hier hilft, ist ein hohes Maß an Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und ganz viel Gelassenheit. Ich dachte davon schon ziemlich viel zu haben. Anscheinend noch nicht ansatzweise genug.

 

Jetzt freue ich mich erstmal auf meinen (nicht spontan) geplanten Flug nach Bangkok. Ich fliege hoch und schnell, angeschnallt und ohne Helm. Morgen um 6.45 Uhr werde ich hier von einem Taxi abgeholt und dann wünsche ich mir drei total unaufgeregte Tage. Tage ganz ohne Überraschungen, ohne Veränderungen, ohne Drama, ohne alles. Einfach nur Tage um zu sein. Das wird schön. Schon einige Jahre war ich nicht mehr in Bangkok und ich bin gespannt, ob ich viel Neues entdecken werde. Ich mag diese Stadt. Ein großer Moloch, aber ein Moloch mit vielen schönen und liebevollen Details. Es gibt die lauten und pulsierenden Ecken, aber auch die stillen, spirituellen und ruhigen Plätze.

 

Still ist es heute auch in Kampong Cham. Es scheint als wäre die Stadt in einen Khmer-New-Year-Schlaf gefallen. Irgendwie seltsam aber spannend zugleich. Viele haben die Stadt verlassen und selbst das Smile Restaurant hat bis inklusive Dienstag geschlossen. Ich musste mir für heute also ein Alternativbüro suchen, ansonsten würde ich ohne Tageslicht zwischen Motorrädern und der Außenbestuhlung sitzen. Alle sind zu ihren Familien gefahren. Wir sind nur zu dritt hier im Haus. Hätte ich das gewusst, wäre ich vielleicht schon heute geflogen. Andererseits ist es auch total interessant, mal eine ganz andere Seite dieser Stadt kennenzulernen. Still und leise.

 

Auf der Hochzeit am Mittwoch war es alles andere als leise. Im Gegenteil: Es war laut und dröhnend. Aber es war schön. Ich bin fasziniert von dem Kontrast. High-Heels, Glitzer und Abendkleider mitten in einem kleinen kambodschanischen Dorf mit staubig-roter Erde und wenig Glamor. Vermutlich stylen sich die Frauen deshalb so gerne. 300 Gäste waren sicherlich im Hochzeitszelt und zwei davon waren Europäer. Gordon und ich. Wir fielen also auf und aus dem Rahmen. Auffallend war auch mein schlichtes und straightes Styling zwischen all den Prinzessinnenkleidern. Wie immer war ich ganz ohne Chi­chi. Völlig unverständlich für die meisten Frauen hier.

 

Hier herrschen nämlich andere Maßstäbe. Man zeigt was man hat. Und man zeigt es auf die kambodschanische Art. Je mehr Prunk, Glitzer und Schnickschnack desto besser. Bei mir halfen auch Make-Up und der stylische Missoni Poncho nicht. Alles viel zu dezent. Trotz des schlichten Stylings schien ich einen "Exoten-Bonus" zu haben. Sofern man dazu überhaupt Bonus sagen kann, denn für mich war es eher unangenehm als angenehm. In gewissen Momenten fühlte ich mich wie ein Dekoelement. Manch einer zerrte an mir um zu tanzen, mach einer um ein Foto mit mir zu machen, dann musste ich unbedingt tanzend auf den Hochzeitsfilm und dann wollten mich einige einfach nur mal kurz berühren. Echt verrückt.

 

Mal sehen, ob die nächsten Tage so unaufgeregt werden, wie ich mir das wünsche. Vorhin habe ich nämlich die Nachricht erhalten, dass mein Fahrer zum Flughafen Phnom Penh morgen leider kein Englisch spricht. Naja, irgendwie werden wir das hinbekommen. Vielleicht nehme ich mein Ohne-Wörter-Buch mit. Ich bin schon total gücklich, wenn er überhaupt kommt. Es ist Khmer-New-Year. Und ganz toll wäre es, wenn er pünktlich kommt. Ich habe keinen Plan B. Es wird spannend.

 

Erkenntnis der Woche: Es gibt keinen Plan. Sei bereit für alles.

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Location der Woche:

Das BSDA Office.

Anlässlich Khmer-New-Year fand am Dienstag im BSDA Büro ein gemeinsames Gebet und eine Segnung statt. Im Anschluß wurde gespielt und gefeiert.


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Essen der Woche:

Mittagessen am Montag in einem Outdoor Restaurant am Wat Hanchey.

  • Gemüse mit Reis

Es lachen schon alle, wenn ich komme. Ich esse kein Fleisch und das finden sie ziemlich lustig.


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Clip der Woche:

Khmer-New-Year wird überall gespielt.

Hier die BSDA Mitarbeiter nach der Segnung. Sie hatten viel Spaß.


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Lieblinge der Woche:

Soknai Chhun und ihre Kollegin.

Soknai ist Admin Officer bei BSDA und sie strahlt ausnahmslos immer. Wahnsinn diese Menge an positiver Energie.

 


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Hochzeit SPEZIAL:

Auf der Hochzeit am Mittwoch.

Schön war's.


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Bilder der Woche:

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