Siem Reap  |  31/03/2018  |  32°C

 

UNLUXURIÖSER LUXUS.

Das klingt seltsam, kommt in meinem Leben aber immer häufiger vor. Wahrer Luxus hat für mich nichts mehr mit Glitzer und Glamor zu tun. Wirklich wertvoll und unbezahlbar sind für mich heute die besonderen Erlebnisse und die außergewöhnlichen Begegnungen.

Erstmalig melde ich mich nicht aus Kampong Cham, denn über Ostern kommt Besuch. Ich freu' mich. Angkor steht auf dem Programm, d.h. wir sind zwei Tage in Siem Reap und erst am Montag geht es wieder Richtung Kampong Cham. Es ist Mittag, ich sitze gerade in einem kleinen versteckten Boutique Hotel an der Bar, Wasser plätschert im Hintergrund und ich habe eben etwas gegessen. Das Essen war wunderschön angerichtet und superlecker. Der Luxus hier ist nach den letzten Wochen ziemlich ungewohnt aber toll und ich genieße ihn viel intensiver als sonst.

 

Siem Reap hat sich in den letzten elf Jahren sehr verändert. Es ist laut und voll geworden. Ich bin glücklich, dass ich auch noch das andere Siem Reap kennenlernen durfte, es war so lässig und cool damals. Von all dem Trubel draußen vor der Tür ist hier drinnen aber nichts zu merken. Die letzten Tage waren wenig luxuriös in diesem Sinne, aber unglaublich wertvoll und luxuriös in einem anderen Sinne. Diese Erfahrung war toll und unbezahlbar. An dieser Stelle vorab schon mal ein großes Dankeschön an André und Xenia von EcoSolidar. Super, dass ihr diese Idee hattet. Es war anstrengend, aber großartig.

 

Am Montagmorgen ging es also ganz in den Osten Kambodschas - nach Senmonorom, die Hauptstadt der Provinz Mondulkiri. Ein langer Weg. Für rund 270 km muss man schon mal mit mindestens 5 Stunden reiner Fahrtzeit kalkulieren. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie lange wir gefahren sind, da wir zwei Pausen eingelegt haben. Ja, hier läuft das anders, als ich das zu Hause machen würde. Aber es ist gut so. Ich mag es zwischenzeitlich.

 

Als ich im Guesthouse ankam, war es schon fast 18 Uhr. Glücklicherweise konnte ich mit Vandong und seiner Frau mitfahren. Vandong war auf dem Weg zu einem Meeting von "Transparency International", machte nur einen kurzen Halt in Mondulkiri, um gleich am nächsten Morgen nach Ratanakiri - das ist die zweite Provinz im Osten - aufzubrechen.  Für mich hieß es am nächsten Morgen ab nach Bousra. Neth holte mich ab.

 

Neth Prak ist Gründer der Organisation BIPA. BIPA bedeutet Bunong Indigenous People's Association und macht sich stark für ökologische Landwirtschaft der Bunong-Bauern in Bousra und Territorialstreitigkeiten in der Region. Neth ist ein extrem liebenswerter Mensch und eine herausragende Persönlichkeit. Nur um ihn zu treffen, hat sich diese lange Anreise nach Senmonorom schon gelohnt.

 

Xenia von EcoSolidar fragte mich vor fast drei Wochen, ob ich Interesse hätte, aktuelle Vermarktungsfragen mit den Bauern in Bousra zu diskutieren. Natürlich. Wie hätte ich bei dieser Frage denn "nein" sagen können. Zwar konnte ich überhaupt nicht einschätzen, was da auf mich zukommt, aber diese spannende Aufgabe wollte ich auf jeden Fall annehmen.

 

Es ging also um neue Vermarktungsmöglichkeiten, d.h. wie kann die Bioqualität kommuniziert und bestätigt werden um höhere Preise zu erzielen, welche Zielgruppen und Abnehmer gibt es und welche nächsten Schritte sind erforderlich. Schon ein sehr seltsames Gefühl vor all den fremden Menschen zu sitzen. Aber es war extrem spannend, nur über Fragen gewisse Themen zu lenken und zu steuern.

 

Selten habe ich mich in so einfachen Verhältnissen bewegt und bin gleichzeitig so sehr beeindruckt worden. Diese Menschen haben nachhaltig Spuren in mir hinterlassen. Danke. Für mich wahrer Luxus und unbezahlbar. Da kann kein Luxushotel mithalten.

 

Erkenntnis der Woche: Wahrer Luxus kann so unluxuriös sein.

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Location der Woche:

In Bousra bei den Bauern von Dorf 3 und 6 in der Diskussion.

Insgesamt gibt es 7 Dörfer. In Dorf 2 und 5 waren wir morgens und haben die unterschiedlichsten Fragen zu neuen Möglichkeiten der Vermarktung diskutiert. Sehr engagierte Menschen.


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Essen der Woche:

Zwischendurch-Snack in Kampong Cham. Selbstgebackenes von Sokny.

  • Süß-gefüllter Kürbis oder in Khmer
    Num Sang Khya L´Peou und
  • Süßkartoffelkuchen
    mit Sirup.

Sehr süß. Danach muss erstmal etwas Salziges her.


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Clip der Woche:

Meine erste Busfahrt.

Das Ticket habe ich im Internet gekauft. Danke Digitalisierung. Vor Ort war es dann doch sehr analog. Ausdruck mitbringen und gegen Ticket tauschen. Warum ihr Lieben? Spart euch doch Papier und Bürokratie. Naja, dieser Aufwand sorgt wenigstens für Beschäftigung.


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Lieblinge der Woche:

Neth, Maeing und Bunnhong.

Sie alle drei kommen aus Bousra und sind Bunong. Neth arbeitet zwischenzeitlich von Phnom Penh aus, fährt aber alle 2 bis 4 Wochen nach Mondulkiri. Er braucht die Verbindung zur Natur. Bunnhong und Maeing sind beide Agrawissenschaftler, arbeiten in Bousra und ergänzen sich hervorragend bei ihrer Arbeit mit den Bauern vor Ort.


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Bilder der Woche:

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